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Früher in Rente: So dick muss das Sparpolster sein
Viele Deutsche träumen von einem vorgezogenen Altersruhestand. Damit die freie Zeit im Alter mit schönen Erlebnissen statt mit Sorgen gefüllt werden kann, sollten rechtzeitig Rücklagen angespart werden.
Das Renteneintrittsalter für den Bezug der abschlagsfreien Rente wird in Deutschland von 2024 bis 2031 stufenweise angehoben. Für die Geburtsjahrgänge ab 1959 wird das Renteneintrittsalter in Zwei-Monats-Schritten angehoben, für Geburtsjahrgänge ab 1947 in Ein-Monats-Schritten. Gesetzlich Rentenversicherte, die ab 1964 geboren wurden, können mit 67 Jahren aus dem Berufsleben ausscheiden, ohne Abzüge in Kauf nehmen zu müssen.
Viele Menschen im Angestelltenverhältnis träumen jedoch davon, den Ruhestand einige Jahre früher einläuten zu können, damit ihnen mehr Zeit bleibt, um die schönen Seiten des Lebens zu genießen. Unmöglich ist das süße Nichtstun auch in den besten Jahren nicht. Diese Möglichkeiten hast du, um dich finanziell abgesichert frühzeitig aus dem Arbeitsleben zu verabschieden.
Vorzeitig in Rente mit Abschlägen
Langjährig Versicherte, die mindestens 35 Jahre in die gesetzliche Rentenkasse einbezahlt haben, können die Rente vor dem für sie geltenden gesetzlichen Renteneintrittsalter beantragen. Hast du beispielsweise schon mit 60 Jahren genug vom Arbeitsleben, aber die vollen 35 Jahre einbezahlt, kannst du deinen Rentenantrag vorzeitig stellen. Die Rente wird dir in diesem Fall mit Abschlägen ausbezahlt. Diese betragen 3,6 Prozent pro Jahr oder 0,3 Prozent für jeden Monat, den du die Rente früher als vom Gesetzgeber vorgesehen beginnen lassen möchtest. Gesetzlich Versicherte, die sogar schon volle 45 Jahre in die Rentenkasse einbezahlt haben und damit als besonders langjährig Versicherte gelten, können den vorzeitigen Ruhestand ohne Abschläge beantragen.
Falls du den Lebensabend ohne wirtschaftliche Einschränkungen in vollen Zügen genießen möchtest, kannst du die Abschläge durch eine entsprechende Altersvorsorge ausgleichen. Das bedeutet, dass du freiwillig Sonderzahlungen in die Rentenkasse tätigst, die die voraussichtlichen Abschläge durch den vorgezogenen Renteneintritt teilweise oder sogar ganz ausgleichen. Bis 2017 war es möglich, Abschläge erst ab einem Renteneintrittsalter von 55 Jahren auszugleichen. Seit 2017, mit der Einführung der so genannten Flexi-Rente, ist ein Ausgleich schon bei einem Renteneintritt mit 50 Jahren möglich.
Wie hoch das zusätzliche Polster ist, das du durch monatliche Sonderzahlungen oder Einmalzahlungen anlegen musst, hängt von der Diskrepanz zwischen dem geplanten und dem gesetzlich vorgesehenen Renteneintrittsalter ab sowie von der Höhe der daraus resultierenden Abschläge und dem Zeitraum, der dir für die freiwilligen Sonderzahlungen noch bleibt. Über eine Beratung bei der Deutschen Rentenversicherung kannst du dir ein entsprechendes Sparmodell für deine Altersvorsorge ausrechnen lassen. Grundsätzlich können Ausgleichszahlungen in Raten oder in Einmalbeträgen geleistet werden. Bis zum Erreichen der Regelaltersgrenze sind allerdings nur maximal zwei Ausgleichszahlungen pro Jahr möglich.
Ohne einen vorgezogenen Renteneintritt sind entsprechende Sonderzahlungen allerdings nicht möglich. Wenn du keine Abschläge zu erwarten hast, deinen Bezüge im Ruhestand aber etwas großzügiger gestalten möchtest, kannst du über die verschiedenen Varianten der privaten Altersvorsorge eine zusätzliche wirtschaftliche Absicherung schaffen.
Solltest du selbstständig oder freiberuflich tätig sein und damit nicht in der gesetzlichen Rentenkasse pflichtversichert, kannst du dir dennoch über die gesetzliche Rentenversicherung freiwillig ein zusätzliches Polster für den Ruhestand anlegen. Für nicht gesetzlich rentenversicherte Personen besteht jederzeit die Möglichkeit, freiwillige Zusatzzahlungen in beliebiger Höhe in die gesetzliche Rentenversicherung abzuführen und sich so Altersleistungen aus dieser Quelle zu sichern.
Im Alter von den Ersparnissen leben: So dick sollte dein Sparschwein sein
In jungen Jahren so gut wirtschaften, dass es für einen entspannten Ruhestand reicht, davon träumen viele Menschen. Wer im Alter von seinem Vermögen zehren möchte, sollte allerdings schon früh damit beginnen, sein Sparschwein ausreichend zu füttern. Doch wie viel Vermögen sollte vorhanden sein, um den Lebensabend entspannt genießen zu können?
Vermögensberater rechnen mit einer Faustregel, die besagt, dass Anleger jedes Jahr drei bis vier Prozent ihres Vermögens entnehmen können, ohne langfristig ohne Mittel dazustehen. Legst du diese Annahme für die Futterrationen deines Sparschweins zugrunde, bedeutet das, dass du etwa das 33-fache deiner jährlichen Ausgaben als Vermögen ansparen solltest, um diese nur aus dem Sparschwein bestreiten zu können.
Ein Rechenbeispiel auf boerse-online.de zeigt: Benötigst du monatlich etwa 2.500 Euro zum Leben, sollte dein Vermögen 990.000 Euro betragen, damit du deine Kosten ausschließlich aus deinen Rücklagen bestreiten kannst. Für eine sorgenfreie Rente ohne staatliche Unterstützung oder eine besondere Form der privaten Altersvorsorge solltest du deshalb frühzeitig anfangen, dein Sparschwein ordentlich zu füttern.
Möchtest du bereits mit 60 Jahren in Rente gehen und deinen Lebensunterhalt aus deinen Ersparnissen bestreiten, kann eine monatliche Sparrate von 375 Euro ausreichen, wenn du mit 20 Jahren mit den Rücklagen beginnst. Soll die Rente schon mit 50 Jahren beginnen, erhöht sich die Sparrate auf monatlich 807 Euro. Du möchtest schon mit 40 Jahren lieber die Welt bereisen als täglich zur Arbeit zu gehen? Wenn du es dir mit 20 Jahren bereits leisten kannst, zusätzlich zu deinen Lebenshaltungskosten monatlich 1890 Euro zurückzulegen, kannst du dir diesen Traum möglicherweise erfüllen.
Hinzuverdienstgrenze ist gefallen
Viele Menschen, die vor dem regulären Renteneintritt in den Ruhestand gehen, nutzen die Möglichkeit, sich mit einer Nebentätigkeit, die ihnen Spaß macht, ein kleines Polster dazuzuverdienen. Mit dem Extraverdienst sind dann auch über den Lebensunterhalt hinaus ein paar größere Sprünge drin. Für dieses zusätzliche Taschengeld galten allerdings Höchstgrenzen. Seit dem 01. Juli 2017 durften Frührentner im Rahmen der Flexi-Rente maximal 6.300 Euro jährlich pauschal dazuverdienen, ohne den Nebenverdienst auf die Rentenbezüge angerechnet zu bekommen. Diese Hinzuverdienstgrenze galt, bis das gesetzliche Renteneintrittsalter erreicht war.
Jeder zusätzliche Euro wurde mit 40 Prozent auf die Leistungen aus der gesetzlichen Rentenversicherung angerechnet und machten das Jobben für frühzeitig in den Ruhestand Entlassene nicht mehr so attraktiv.
Zum 01. Januar 2023 hat der Gesetzgeber noch einmal neue Bedingungen geschaffen und die Hinzuverdienstgrenze komplett abgeschafft. Damit ist es nun möglich, sich frühzeitig in den wohlverdienten Ruhestand zu verabschieden und sich trotzdem über einen Nebenjob den einen oder anderen Extrawunsch zu erfüllen.