Kellnerin arbeitet im Restaurant Kellnerin arbeitet im Restaurant

Gastronomie - Personalengpässe erschweren den Betrieb

Wie in vielen Bereichen ist auch in der Gastronomie ein Fachkräftemangel zu verzeichnen, der andererseits aber auch neue Chancen für interessierte Bewerber eröffnet.

Das Gastgewerbe in Nordrhein-Westfalen verzeichnet nach dem Ende der Corona-Pandemie ein Defizit von mehr als 10.000 Arbeitsplätzen. Bereits vor Ausbruch der Pandemie war der Fachkräftemangel in der Branche spürbar, damals waren in Nordrhein-Westfalen sogar rund 14.000 Beschäftigte mehr tätig als heute. Das heißt, mindestens diese 14.000 Arbeitskräfte fehlen. Immer mehr Restaurants schließen an mehreren Tagen in der Woche oder haben nur noch kleine Zeitfenster geöffnet, um den Mangel zu kompensieren – was die Gäste weniger erfreut.

Wie sich die Zahlen in der Branche verändert haben

Eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung und der Gewerkschaft Nahrung/Genuss/Gaststätten (NGG) ergab, dass im Jahr 2020 ein Viertel der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in der Gastronomie die Branche wechselten. Viele fanden neue Arbeitsmöglichkeiten im Einzelhandel oder in der Logistik. Dennoch zeigt sich aktuell ein leichter Anstieg der Beschäftigungszahlen im Gastgewerbe. Laut IT NRW stieg im August 2023 die Zahl der Beschäftigten in Gaststätten, Restaurants und Imbissstuben um 2,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

In der Gastronomiebranche arbeiten viele Menschen, die eine tiefe Leidenschaft für diesen Bereich haben. Für einige ist es allerdings eine Art Hass-Liebe. Es stellt sich die Frage, welche positiven und negativen Aspekte diese Arbeit eigentlich mit sich bringt.

Die Vor- und Nachteile im Überblick

Die Gastronomie ist ideal für diejenigen, die Freude am Umgang mit Menschen haben und ihren Gästen eine Freude machen möchten. Im Mittelpunkt steht stets der Gast. Daher ist es wichtig, offen für Sonderwünsche zu sein und alles dafür zu tun, dass sich die Gäste vollkommen zufrieden fühlen. 

Arbeit in der Gastronomie zeichnet sich durch ihre Vielfalt aus. Jeder Arbeitstag bringt neue Herausforderungen und sorgt somit für Abwechslung. Es ist wichtig, dass Küchen- und Servicepersonal eng zusammenarbeiten, um gemeinsame Tagesziele zu erreichen. Für viele Beschäftigte in diesem Bereich ist die Teamarbeit ein wesentlicher Motivationsfaktor.

Im Gastgewerbe bestehen darüber hinaus zahlreiche Karrieremöglichkeiten. Eine Ausbildung als Koch oder in der Hotellerie kann den Weg zur späteren Selbstständigkeit ebnen. Die Weiterbildungsoptionen in diesem Sektor bieten ständige Chancen, beruflich aufzusteigen und sich weiterzuentwickeln. Angesichts des Fachkräftemangels sind Arbeitgeber zunehmend bereit, attraktivere Löhne zu zahlen.

Andererseits können die Arbeitsbedingungen an manchen Tagen etwas stressig sein. Oft wird auch an Wochenenden und Feiertagen gearbeitet, was die Freizeitplanung einschränken kann. Die Arbeit in der Gastronomie erfordert in der Regel körperliche Anstrengung, da sie längeres Stehen, Tragen von Tabletts und schnelle Bewegungen beinhaltet.

Karriere im Gastgewerbe – die Bewerbung als erster Schritt

Wer im Hotel- und Gastgewerbe arbeiten möchte oder bereit für den nächsten Karriereschritt in dieser Branche ist, sollte mit der Erstellung eines aussagekräftigen Lebenslaufs beginnen. Arbeitgeber widmen dem Lebenslauf oft nur wenig Aufmerksamkeit und wollen schnell erkennen, ob jemand für eine Stelle geeignet ist – häufig in weniger als 10 Sekunden. Dem Lebenslauf sollte daher ausreichend Aufmerksamkeit geschenkt werden.

Am einfachsten ist es, bereits optimierte Lebenslauf Vorlagen für das Gastgewerbe zu nutzen. Diese führen von den persönlichen Daten über die Berufserfahrung bis hin zu den relevanten Kompetenzen durch alle wichtigen Aspekte eines aussagekräftigen Lebenslaufs.

Bereits vorhandene Erfahrung im Gastgewerbe sollte im Lebenslauf an erster Stelle stehen. Neben Angaben zum Gastronomieunternehmen, der Position und dem Zeitraum der Beschäftigung ist die Darstellung der eigenen Aufgaben wichtig. Eine kurze Beschreibung der Tätigkeiten und der erlernten Fähigkeiten hilft dabei. Hat man mehrere Positionen bekleidet, lässt sich damit ein klares Bild der beruflichen Entwicklung zeichnen.

Erhöhung der Mehrwertsteuer im Gastronomiebereich

Mitnahmespeisen, Supermarktprodukte und Lieferdienstleistungen unterliegen üblicherweise einer Mehrwertsteuer von sieben Prozent. Während der Corona-Pandemie wurde der Steuersatz für Speisen in Restaurants und Cafés temporär von 19 auf sieben Prozent reduziert, um die Gastronomie zu unterstützen. Angesichts der Energiekrise wurde diese Regelung mehrfach verlängert und gilt bis zum Jahresende.

Zum neuen Jahr wird die Mehrwertsteuer für Speisen in der Gastronomie wieder auf 19 Prozent angehoben, wie von der Regierungskoalition beschlossen. Die Auswirkungen dieser Entscheidung auf die Gastronomiebranche sind Gegenstand kontroverser Diskussionen.

Die Gastronomiebranche setzte sich zuletzt energisch dafür ein, die reduzierte Mehrwertsteuer beizubehalten. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA warnte vor einer möglichen Welle an Insolvenzen. Marcel Fratzscher, Professor für Makroökonomie an der Humboldt-Universität zu Berlin, spricht sich jedoch für die Rückkehr zur regulären Mehrwertsteuer aus. Er argumentiert, dass keine Rechtfertigung für eine Verlängerung bestehe, da die Corona-Krise vorbei sei. Auch weist er darauf hin, dass die finanzielle Unterstützung der Gastronomie kostspielig ist und Ressourcen von anderen wichtigen Bereichen wie der Kindergrundsicherung und der Armutsbekämpfung abzieht.

Auswirkungen der Steuererhöhung – unter Umständen marginal

Ein wichtiger Faktor, der Optimismus begründet, ist die robuste Entwicklung der Lohnsituation in Deutschland. Laut Statistischem Bundesamt stiegen die Nominallöhne im zweiten Quartal 2023 um beeindruckende 6,6 %, der stärkste Anstieg seit 2008. Trotz einer Inflationsrate von 6,5 % im selben Zeitraum, verzeichneten die Reallöhne einen leichten Anstieg. Besonders im Gastgewerbe war ein außergewöhnlicher Anstieg der Nominallöhne um 12,6 % zu beobachten, was auf eine starke wirtschaftliche Erholung in diesem Sektor hindeutet.

Diese positiven Lohnentwicklungen haben direkte Auswirkungen auf die Kaufkraft der Konsumenten. Acxiom, ein Unternehmen für Kundenintelligenz, prognostiziert für 2023 eine Pro-Kopf-Kaufkraft von 25.903 Euro in Deutschland – eine Steigerung von 859 Euro im Vergleich zum Vorjahr. Die Gesamtkaufkraft in Deutschland wird voraussichtlich um 3,5 % auf etwa 2.175 Milliarden Euro ansteigen. Dies deutet darauf hin, dass die Verbraucher über zusätzliche Mittel verfügen, die sie in der Gastronomie ausgeben könnten.

Während die Rückkehr zur regulären Mehrwertsteuer durchaus eine finanzielle Herausforderung für Gastronomiebetriebe darstellt, zeigt die wirtschaftliche Entwicklung, dass sowohl Arbeitnehmer als auch Konsumenten nicht zwingend in einer schlechten finanziellen Position sind und daher der Gastronomie treu bleiben dürften.

Die Tarifverhandlungen für die etwa 2,5 Millionen Angestellten im öffentlichen Dienst der Länder sowie die Gespräche zwischen der Deutschen Bahn und der Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL) deuten darauf hin, dass in den kommenden Monaten in verschiedenen Branchen zusätzliche Lohnsteigerungen bevorstehen. Im dritten Quartal 2023 gab es in Deutschland 46,04 Millionen Erwerbstätige, wovon rund 5,9 Prozent auf die Beschäftigten der Länder und der Deutschen Bahn entfielen. 2024 erfolgen unter anderem die Tarifverhandlungen für das Bauhauptgewerbe, welches über 900.000 Menschen beschäftigt.

Zum 1. Januar 2024 wird der Mindestlohn auf 12,41 Euro pro Stunde brutto erhöht und ein Jahr später auf 12,82 Euro angepasst. Parallel dazu erhöhen sich ab Januar 2024 die Regelsätze für Bürgergeld und Sozialhilfe um mehr als zwölf Prozent.

Marktforscher schließen aus diesen Daten, dass die Gastronomiebranche trotz der Erhöhung der Mehrwertsteuer weiterhin ein stabiles Arbeitsumfeld für ihre Beschäftigten darstellen wird.