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Sorokin Interview: "Eher würde ich im Knast sitzen, als bei meinen Eltern zu leben!"

Der Vater von Hochstaplerin Anna Sorokin hat kürzlich in einem Interview einen Einblick in das Verhältnis zu seiner Tochter gewährt.

Zugegeben: Eltern sind ein Thema für sich. Vor allem in der Pubertät haben die meisten von uns ihre Bemühungen, uns auf den richtigen Weg zu führen, selten zu schätzen gewusst. Aber kannst du dir vorstellen, die einzige Verbindung zur Außenwelt nur für Geldspenden zu nutzen, während du im Gefängnis sitzt? Und das alles, um deine Mitinsassen für deine Wäsche und andere Haushaltspflichten auszuzahlen? 

Für Anna Sorokin scheint das selbstverständlich zu sein. Durch die Netflix-Serie "Inventing Anna" erlangte die 31-jährige vor Kurzem unfreiwilligen Ruhm. Aktuell wartet sie bei der Einwanderungsbehörde in New York auf ihre Auslieferung nach Deutschland. Ihr Vater Vadim Sorokin hat jetzt in einem exklusiven Interview geschildert, wie das Verhältnis zu seiner Tochter wirklich ist.

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Das Leben der Anna Sorokin

Anna Sorokin wird am 23. Januar 1991 im russischen Domodedovo geboren und wächst mit ihrem Bruder in einer klassischen Arbeiterfamilie auf. Ihre Mutter führt einen kleinen Tante-Emma-Laden und Vater Vadim ist damals LKW-Fahrer. 16 Jahre später wandert die bescheidene Familie nach Deutschland aus und lebt im nordrheinwestfälischen Eschweiler. Annas Vater gründet bald darauf sein eigenes Unternehmen im Bereich Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Mit dem Geld, das er verdient, finanziert er Privatlehrer oder Tanzausbildungen für Anna. Auch ihr Kleiderschrank platzt aus allen Nähten - Viele der Designer-Kleider bleiben ungetragen.

Falls du dich jetzt fragst, wie Anna ihren Lifestyle finanziert hat: Ihre Eltern haben alles getan, um ihr ein Leben nach ihren Vorstellungen zu ermöglichen. Ihr Vater sagt dazu im Interview mit dailymail: 

"Anna hatte immer einen teuren Geschmack, aber ich habe keine Ahnung, woher das kommt. Wir haben versucht, ihr alles zu bieten, aber als wir in Russland waren, gestaltete sich das schwierig. Als wir nach Deutschland kamen, war diese Art der Kleider eher verfügbar. Trotzdem mussten wir ziemlich weit fahren, um sie ihr zu kaufen."

Schon vor der Pubertät interessiert sich Anna für ausgefallene und teure Marken und eifert den Schönheitsidealen der Modelwelt nach. Sie hat viele Freund*innen, die sie mit der Zeit vernachlässigt und aus den Augen verliert. Das Leben in dem kleinen Städtchen Eschweiler wird ihr zu langweilig und sie beginnt, zu reisen. London, Berlin, Paris. Als sie 22 Jahre alt ist, erscheint ihr Europa längst nicht mehr fein genug. Sie will mehr. Mehr Luxus, mehr Fashion, mehr Glamour. Als es sie nach New York zieht, beginnt ihre kriminelle Karriere.

Vadim Sorokin bleiben heute nur alte Fotos aus den Kindheitstagen seiner Tochter. "Wir hatten eine Menge Spaß als sie klein war, ich habe viel mit ihr gespielt."

"Ich kann mich nicht groß beschweren - Sie war später auch nicht ständig betrunken, vielleicht ein, zwei Mal auf Partys, aber das ist normal in dem Alter. Sie hatte auch einen tollen Freundeskreis. Sie unternahmen viel gemeinsam. Mal kamen sie zu uns nach Hause oder Anna ging dort hin. Es gab viele Ausflüge, sie war glücklich."

Als Anna jedoch älter wird, verändern sich Geschmack und Interessen. Ihre Eltern entlassen sie hinaus in die große Welt, weil sie ihr den gewünschten Lebensstandard nicht ermöglichen können. Die meisten ihrer damaligen Freund*innen leben noch heute in Eschweiler und haben eigene Familien gegründet. Zweifach-Papa Vadim erfährt von der Kriminalität seiner Tochter übers Internet. Wegen seines Jobs kann er jedoch nicht zum Prozess reisen. 

Keine Liebe für die Eltern - aber Geld geht immer!

Vadim Sorokin spricht drei oder viermal die Woche mit seiner Tochter, die aktuell bei der Einwanderungsbehörde in New York auf ihre Auslieferung nach Deutschland wartet. "Unsere Unterhaltung ist immer dieselbe - Sie braucht Geld."

"Sie bezahlt Menschen im Gefängnis, damit sie ihre Kleidung waschen. Sie hat diese Fähigkeit, Menschen um den kleinen Finger zu wickeln."

Annas Vater berichtet, dass er ihr in der Vergangenheit tausende Dollar geschickt habe, weil sie aufgrund der Situation wenig Geld zu Verfügung hat. Selbst im Gefängnis hat sie den richtigen Umgang mit Geld bis jetzt noch nicht erlernt.

"Ich glaube nicht, dass sie mir jemals gesagt hätte, sie liebt mich. Stattdessen würde sie eher sagen: Hilf mir, gib mir Geld. Ich kann's nicht selbst beschaffen. Aber sie hat einen Weg gefunden - Einen unehrlichen und beschämenden Weg. Und der hat sie ins Gefängnis und jetzt in die Einwanderungsbehörde geführt."

"Ich weiß nicht, welche Motivation Anna verfolgt oder welche Dämonen in ihr hausen. Wird sie einmal Mutter werden? Unwahrscheinlich. Wird sie einmal einen Job in der Kleinstadt finden? Auch unwahrscheinlich. Alles, was ich mir für sie wünsche, ist dass sie für sich einen Platz in dieser Welt findet."