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Winterblues oder Depression?
Wir zeigen dir die ersten Anzeichen einer Depression und, wie du sie erkennst!
"Lach' doch mal!", "Reiß dich zusammen.", "Sei nicht so negativ." - Diese Sätze kommen dir bekannt vor? Ob du gerade dem alljährlichen Winterblues verfallen oder ernsthaft krank bist, kannst du leicht herausfinden.
Der Verlust deines Jobs, eines geliebten Menschen oder einer Beziehung macht dich traurig. Auch das graue Herbstwetter und ein dunkler Winter können melancholisch stimmen. Das ist normal - Aber was, wenn das Gefühl kein Ende findet?
Was mittlerweile nach allgemeiner Volkskrankheit klingt und leicht dahergesagt wird, ist ein ernstes Thema: Allein 2020 starben in Deutschland 9.206 Menschen durch den Suizid. Nicht selten enden Depressionen tödlich. Damit es nicht so weit kommt, ist eine schnelle Einordnung erster Warnsignale und die Inanspruchnahme von Hilfe notwendig.
Wie entstehen Depressionen?
In den meisten Fällen ist eine Grundveranlagung verantwortlich für die Depression. Leidet in deiner Familie jemand unter der Erkrankung, ist das Risiko, selbst zu erkranken um ein Zwei- bis Dreifaches erhöht. Eine andere Veranlagung kann durch traumatische Erlebnisse in deiner Kindheit entstanden sein.
Wenn nichts von beidem zutrifft, kann ein konkreter Auslöser der Grund für eine Depression sein. Dazu gehören Verlust- oder Überforderungserlebnisse, Konflikte und andere Belastungssituationen.
Erste Anzeichen für eine Depression
Laut der Stiftung "Deutsche Depressions Hilfe" wird zwischen Haupt- und Zusatzsymptomen unterschieden. Wenn jeweils mindestens zwei davon länger als 14 Tage anhalten, kann das auf eine Depression hindeuten.
Hauptsymptome
- Verlust von Interesse und Freude
- Depressive Stimmung
- Antriebslosigkeit
Zusatzsymptome
- Schlafstörungen
- Appetitlosigkeit
- Konzentrationsstörungen
- Vermindertes Selbstwertgefühl
- Suizidgedanken- oder handlungen
- Pessimistische Zukunftsgedanken
- Schuldgefühle
Ein Anzeichen, das häufig von Angehörigen und Freunden der Betroffenen beobachtet wird, ist die soziale Isolation. Depressive haben aufgrund der Annahme, eine Belastung für ihre Umwelt zu sein, oft das Bedürfnis, ihre Erkrankung und die damit einhergehenden Symptome allein durchzustehen. Manchmal spielen dabei auch Scham und Überforderung eine Rolle.
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Was kann ich tun, wenn ich Depressionen habe?
Wenn du bei dir den Verdacht auf eine Depression hast, verfall nicht gleich in Panik. Es gibt verschiedene Formen der Krankheit - in vielen Fällen ist es nur eine einmalige Episode. Diese kann leicht, mittelschwer und schwer ausgeprägt sein. Es kann jedoch vorkommen, dass die Episode immer wiederkehrt. Dann wird von einer rezidivierenden Depression gesprochen. Um eine genaue Einordnung der Symptome zu ermöglichen, führt dich dein erster Gang zum Hausarzt.
Wenn dir die Sache unangenehm ist und du dich zu sehr sorgst, ziehe gern eine vertraute Person hinzu, die dich auf deinem Weg begleitet. Es kann sehr belastend sein, sich mit der Thematik im Alleingang auseinanderzusetzen.
Vom Hausarzt ist der Psychiater nicht allzu weit entfernt - gegebenenfalls benötigst du ein Antidepressivum zur Stabilisierung. Denn: Die Depression ist nicht einfach irgendeine Verstimmung und du drehst auch nicht durch, sondern es herrscht durch die Erkrankung ein biochemisches Ungleichgewicht in deinem Kopf vor.
Dein Gehirn wird in seinen Nervenzellen strukturell so verändert, dass sich dieses Ungleichgewicht in großen Nervenkreisläufen auf deinen Emotionshaushalt auswirkt, das erklärt Prof. Dr. Florian Holsboer vom Max-Planck-Institut in München.
Medikamente können helfen, das zu beheben. Auch hier gibt es unzählige Arten und Formen von Medikationen - auch hier bitte keine Alleingänge. Besprich mit deinem Psychiater genau, wie du dich während der Medikation fühlst. Nicht jedes Präparat ist für dich geeignet. Um das richtige herauszufinden, braucht es eine Weile.
Parallel zum Psychotherapeuten solltest du unbedingt einen Psychologen aufsuchen und eine Psychotherapie beginnen. Auch hier gilt: Es gibt diverse Fachbereiche und Therapiemöglichkeiten. Wie du herausfindest, welche für dich geeignet ist, erfährst du jetzt:
SOS - Schnelle Hilfe ohne langes Warten
Die hausärztliche Herangehensweise kann viel Zeit in Anspruch nehmen. Wenn es sehr dringend ist, gibt es folgende Möglichkeiten, um schnell Hilfe zu bekommen:
Die Nummer 116 117
Der Arztruf 116117 ist deutschlandweit erreichbar und auch bekannt als ärztlicher Bereitschaftsdienst oder der direkte Weg zur Kassenärztlichen Vereinigung. Wenn du letztere anrufst, wird dir innerhalb von maximal zwei Wochen ein Termin für ein psychotherapeutisches Erstgespräch angeboten. Diese Sitzung ist einmalig und dient zur Diagnostik. Ist eine erste Diagnose gestellt, wird überlegt, welches Therapieangebot dir am besten weiterhelfen kann - das reicht von Tiefenpsychologie bis hin zur Verhaltenstherapie.
In sehr seltenen und akuten Krisenfällen kannst du über die Kassenärztliche Vereinigung ein 12-wöchiges ambulantes Notprogramm in Anspruch nehmen. Dieses Angebot ist besser bekannt als Akutbehandlung. Das geht dann, wenn das Erstgespräch stattgefunden hat und du dort einen Überweisungsschein bekommen hast. Dieser Schein belegt, dass du nicht länger auf einen ambulanten Therapieplatz warten kannst. Es ist sozusagen ein Angebot zwischen Krankenhaus und ambulanter Therapie.
Einweisung in eine Klinik
Ein etwas langsamerer Weg, der in der Regel aber binnen 6-12 Monaten abgeschlossen sein sollte, ist die Einweisung in eine psychosomatische Klinik. Dort wird ganz in Ruhe therapiert und du hast 8-12 Wochen Zeit für dich ganz allein und zum Runterkommen. Ähnlich wie eine Kur. Bis du dort allerdings die Füße hochlegen und mit der Entspannung beginnen kannst, musst du dein Vorhaben bei deiner Krankenkasse anmelden. Wenn die den Aufenthalt genehmigt und du zügig einen Platz bekommst, kann's losgehen!
Krisenintervention
Wenn es dir akut schlecht geht und du deinen Alltag nicht mehr selbstständig auf die Reihe bekommst, hast du möglicherweise eine Krise. Hältst du es nicht mehr aus, kannst du zu jeder Tages- und Nachtzeit bei der nächsten psychiatrischen Notfallambulanz vorstellig werden und einen Platz beziehen. Das ist wie in einem klassischen Krankenhaus und meistens auch auf dem Gelände des jeweiligen Hospitals. Die Krisenintervention ist, wie der Name schon vermuten lässt, keine langfristige Therapie. Vielmehr wirst du innerhalb von maximal zwei Wochen so weit stabilisiert, dass du ambulant weiter behandelt werden kannst.
Notfall
Bei konkreten Suizidgedanken oder -handlungen bitte SOFORT den Notruf 112 oder die Telefonseelsorge unter der 0800 / 1110111 anrufen!
Tipps zum Umgang mit Depressionen
Wenn du dich depressiv fühlst, anfängst dich zu isolieren und mit deinem Zustand überfordert bist, helfen einige Tipps und Tricks, die du wahrscheinlich erst im Zuge einer Psychotherapie kennenlernst.
Selfcare - Sei gut zu dir!
- Selbstfürsorge: Ausreichend schlafen, essen, trinken
- Nicht unter Druck setzen (lassen)
- ausgedehntes Beautyprogramm und Körperpflege
- Sport, Bewegung und Fitness
- Egoismus: Stell dich und deine Bedürfnisse in den Vordergrund, kümmere dich in dieser Zeit um dich
- Achtsamkeit: Tu Dinge, die sich für dich gut anfühlen und dir Freude bereiten, alles in deinem Tempo
- Selbstschutz: Halte unangenehme Personen und Situationen auf Abstand, meide Konflikte
- Selbstreflexion: Reflektiere deine Emotionen und Verhaltensweisen, beobachte Muster darin
Überwinde den inneren Schweinehund
- Tu etwas für dich: Style dich mal wieder richtig auf, pflege dich und deine Umgebung (Haushalt)
- Struktur: Entwickle Routinen im Alltag, nutze Bucket-Listen oder To-Do-Listen
- Energie tanken: Bewege dich in der Natur oder einfach draußen, lass alle Eindrücke achtsam auf dich wirken und komm zur Ruhe, treibe Sport
- Ziele stecken: Erstelle ein Mood-Board mit Zukunftsplänen und -wünschen
- Step by Step: Setze in deinem eigenen Tempo einen Schritt vor den anderen und stresse dich nicht selber, wenn nichts geht, ist das okay
- Bleib dran: Gib niemals auf und gehe vorwärts!